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11
Januar
2023

ChatGPT: Können wir künstliche Intelligenz im Marketing nutzen?

ChatGPT: Können wir künstliche Intelligenz im Marketing nutzen?

 

Kaum eine Software polarisiert so stark wie ChatGPT. Seit wenigen Wochen fürchten die einen, das KI-Sprachmodell könnte viele Jobs überflüssig machen und sehen viele Gefahren in ChatGPT. Andere nehmen die Technologie noch gar nicht ernst.

Wir haben die künstliche Intelligenz von OpenAI selbst getestet und waren beeindruckt, was dieses Tool kann. Spannend sind für uns vor allem die Möglichkeiten für das zukünftige Marketing.

 

Was ist ChatGPT?

Bei ChatGPT handelt es sich um einen neuartigen Chatbot des Unternehmens OpenAI. Das non-profit Unternehmen, das bisher durch Spenden finanziert wird, erforscht künstliche Intelligenz und stellt seine Ergebnisse der Öffentlichkeit (Open Source) zur Verfügung. So auch im Fall von ChatGPT, der am 30. November 2022 für alle zugänglich gemacht wurde. Im Grunde ist ChatGPT ein KI-Modell auf sprachlicher Basis, das trainiert (mit Daten gefüttert) wurde, um menschenähnliche Konversationen führen zu können. Darüber hinaus kannst Du diesem Chatbot aber auch unterschiedlich komplexe Aufgaben stellen – von der Bitte, einen Witz zu erzählen, bis zur Erstellung eines umfangreichen Codes für eine Software.

Um ChatGPT nutzen zu können, musst Du lediglich Deine Mail-Adresse angeben, ein Passwort auswählen, im nächsten Schritt Deinen Namen eintragen und Dich via Mobilfunknummer verifizieren – dann kann es auch schon losgehen.

Falls Du den Chatbot gleich ausprobieren willst: https://openai.com/blog/chatgpt/
Wir empfehlen aber, erst einmal unseren Beitrag vollständig zu lesen.

Fun Fact: Einen Absatz dieses Blogbeitrags hat zu hundert Prozent ChatGPT selbst geschrieben – erkennst Du, welchen?

 

Was kann ChatGPT?

Ist das schon der Aufstand der Maschinen oder doch nur ein Bullshit-Generator? Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen. ChatGPT geht definitiv über die schon bekannten Fähigkeiten von Chatbots hinaus.

Er kann Fragen beantworten, Aufgaben ausführen und in verschiedenen Bereichen informativ sein, solange er über das entsprechende Wissen verfügt. Es ist wichtig, zu beachten, dass ChatGPT wie jeder andere Chatbot nur so gut ist wie das Wissen, das ihm zur Verfügung steht, und dass seine Antworten auf Fragen und Aufforderungen manchmal ungenau oder inkonsistent sein können.

Beginnt man ein Gespräch mit ChatGPT und stellt die richtigen Fragen, kann es sich manchmal wirklich so anfühlen, als würde am anderen digitalen Ende ein echter Mensch sitzen. Die scheinbare Dialogfähigkeit ist jedoch nur Illusion, da alle Antworten des Chatbots auf nackter Mathematik basieren und er bei jeder Frage die statistisch wahrscheinlichste Antwort herausgibt. Diese Einsicht ist zwar ernüchternd, aber auch beeindruckend zugleich, da die Antwortqualität bei ChatGPT mittlerweile ziemlich hoch ist. Erstaunlich ist an diesem Chatbot vor allem, dass er sich die gesamte Konversation merkt und dadurch immer kontextbezogen antwortet und somit alles, was Du bereits gesagt hast, miteinbezieht.

 

Beispielaufgabe für ChatGPT

Eine kleine Kostprobe gefällig? Wir haben den Chatbot gebeten, uns einen kurzen Essay über die Gefahren der künstlichen Intelligenz zu schreiben. Herausgekommen ist das:

„Die künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und hat das Potential, in vielen Bereichen des Lebens nützlich zu sein. Allerdings gibt es auch gewisse Gefahren, die mit der Einführung von KI einhergehen.

Eine der Hauptbedenken bezüglich KI ist, dass sie möglicherweise die menschliche Arbeitskraft ersetzen könnte. Während KI in der Lage sein könnte, bestimmte Aufgaben schneller und effizienter zu erledigen als Menschen, könnte dies auch dazu führen, dass viele Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren. Dies könnte wiederum zu wirtschaftlichen und sozialen Problemen führen…“

Und so ging das noch ein paar Absätze, inklusive Fazit am Ende. Bis auf wenige sprachliche Fehler zwischendurch sind die Ergebnisse, je nach Thema und Anweisung, wirklich gut und könnten so auch in einem Wiki-Eintrag stehen. Das betrifft aber erst einmal nur die Sprachästhetik und die Lesbarkeit. Es gibt hingegen ein zentrales Problem.

 

ChatGPT hat ein großes Problem mit der Wahrheit

 

Geht man nämlich tiefer in den Inhalt der KI-Antworten und recherchiert ein wenig selbst, wird klar, dass ChatGPT eine enorm hohe Fehlerdichte beim Wahrheitsgehalt aufweist. So wurde beispielsweile laut ChatGPT bisher nur ein US-Präsident (Bill Clinton) wiedergewählt. Wir wissen aber, dass es mit Obama mindestens einen weiteren gab.

Auch, dass Strauße keine Säugetiere sind, ist den meisten bekannt. ChatGPT tut sich mit diesem Fakt allerdings noch schwer. Und so schleichen sich immer wieder „alternative Fakten“ in die KI und wir merken schnell, dass wir keine Wahrheitsansprüche an ChatGPT stellen können.

Der Chatbot von OpenAI kann auch Suchmaschinen nicht ersetzen, weil Google und Co. zum einen seit Jahrzehnten mit Fantastilliarden von Daten gefüttert und optimiert werden und die Suchmaschinen außerdem bei jedem Suchergebnis eine Quelle angeben. Bei ChatGPT sucht man vergeblich nach Quellen. Nichtsdestotrotz plant Microsoft – im Übrigen einer der größten Finanzierer von OpenAI – die baldige Integration von ChatGPT in seine Suchmaschine Bing. Wie genau die Suchmaschine und ihre Nutzer von dem KI-Modell profitieren sollen, ist bislang unklar.

 

Welche Möglichkeiten bietet ChatGPT fürs Marketing?

Kann ChatGPT aktuelle Jobpositionen wie Texter, Grafiker oder Webentwickler im Marketing ersetzen? Aus unserer Sicht können wir eine klare Entwarnung geben. Das Niveau der Texte, Code Snippets oder Grafiken (mit DALL-E hat OpenAI nämlich auch schon ein KI-Tool zur Erstellung von Zeichnungen veröffentlicht) ist noch sehr weit entfernt von der Individualität der Arbeit, die ein Mensch leisten kann. Gleichwohl kann man aber ruhig darüber sprechen, dass es schon heute Anwendungsfälle gibt und künftig noch mehr geben wird, bei denen KI-Modelle wie ChatGPT mindestens unterstützen können.

Code, Text und Bild mit KI?

Können wir von einem KI-Modell echte Kreativität erwarten? Oder Witz? Eigene Ideen? Im Moment noch nicht. Dennoch können wir die Funktionen von Chatbots in verschiedenen Disziplinen nutzen.

Im Bereich Text könnten wir uns vorstellen, einfache Arbeiten wie die Erstellung von Produktbeschreibungen in Zukunft (wenn die Technologie noch besser wird) an die KI abzugeben – zumindest zu einem Teil. Ein professioneller Texter oder Autor muss immer noch gegenlesen und Fakten prüfen. Wir sehen hier aber definitiv Potenzial zur Entlastung von lästigen und einfacheren Aufgaben. Auch die Erstellung von einem Quiz zu einem bestimmten Thema oder eines kleinen Spiels ist mit ChatGPT möglich – auch hier gilt natürlich: Faktencheck!

In der Webentwicklung verhält es sich ähnlich. Ja, ChatGPT kann tatsächlich vollständigen Code schreiben, wenn Du ihm eine Aufgabe stellst. Allerdings ist dieser Code oft fehlerhaft und für komplexere Aufgabenstellungen nicht ausreichend. Als Entwickler kannst Du aber  ChatGPT als eine Art Sparringspartner oder Assistent benutzen – besonders, wenn Du einfache Funktionen schreibst. Informatik-Professor der ETH Zürich, Martin Vechev, und selbst Mitbegründer eines KI-Startups fasst die Nachteile von ChatGPT so zusammen: „Das Problem ist, dass dieses Programm mit großem Selbstbewusstsein falsche Dinge von sich gibt.“

Fragt man einen Grafiker, ob z. B. DALL-E seine Arbeit überflüssig macht, wird man höchstwahrscheinlich nur ein Lachen als Antwort erhalten. In der Tat ist das die Disziplin, die mit den KI-Fähigkeiten am wenigsten kompatibel ist. Zwar generiert ein Modell wie DALL-E teilweise erstaunliche Bilder, nutzt aber logischerweise nur die Daten, mit denen es aus dem Internet gefüttert wurde. Echte Ideen und Kreativität sucht man an der Stelle vergeblich, sodass Marketing-Themen wie Logodesign schwer umzusetzen sind.

 

Fazit

Als Marketingagentur stehen wir in der Pflicht, aktuelle Technologien, Trends und Möglichkeiten genauestens zu betrachten und zu bewerten. Bei ChatGPT sehen wir definitiv Potenzial – vor allem aber in der Zukunft. Heute können wir solche KI-Modelle höchstens als zusätzliches, unterstützendes Element oder als Inspirationsquelle nutzen. Es bleibt auf jeden Fall ein spannendes Thema, das wir weiterverfolgen werden.

PS: Beim Herumspielen mit ChatGPT haben wir festgestellt, dass Humor wohl etwas sehr Menschliches ist. Hier der Grund:

„Ein Autofahrer, ein Fahrradfahrer und ein Traktorfahrer wollen einen See überqueren. Sie kommen an eine Fähre, die jedoch nur Platz für zwei Personen hat.

Der Autofahrer sagt zum Fahrradfahrer und dem Traktorfahrer: "Ich bin der Erste. Ich fahre mit der Fähre über den See."

Der Fahrradfahrer antwortet: "Ich bin zwar kleiner als Du, aber ich bin schneller und agiler. Ich werde mit der Fähre über den See fahren."

Der Traktorfahrer schaltet sich ein: "Ihr beide seid doch verrückt! Ich bin der Stärkste von uns allen. Ich werde den See einfach durchpflügen!"

Am Ende entscheidet sich der Traktorfahrer dafür, den See durchzuqueren und schafft es tatsächlich, ohne Probleme auf der anderen Seite anzukommen. Der Autofahrer und der Fahrradfahrer müssen jedoch warten, bis die Fähre zurückkommt, um auch auf die andere Seite zu gelangen.“

Unsere Aufgabe war: Erzähle mir einen Witz von einem Autofahrer, einem Fahrradfahrer und einem Traktorfahrer, die einen See überqueren wollen.

Wer den ganzen „Witz“ gelesen hat: Respekt!

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